Dr. Matthias Müller, Executive Vice President RD at SCHOTT

Glasgeschichte fortschreiben

Immer wieder aufs Neue vom Werkstoff Glas fasziniert: Dr. Matthias Müller, Executive Vice President R&D, leitet seit 2018 die Forschung und Entwicklung bei SCHOTT. Über seine Motivation, sich mit Glas zu befassen und die Herausforderungen einer klimaverträglichen Glasproduktion in der Zukunft.

Christine Fuhr, PR & Communications Manager at SCHOTT

Von Christine Fuhr

4 min read

Was wollten Sie früher werden?

Materialien haben mich bereits früh fasziniert – vor allem Holz und Keramik. Sehr spannend war aber auch die klassische Archäologie. Beruflich wurden es dann dank Studium und Promotion an der Uni Erlangen die Materialwissenschaften – mit Fokus auf Halbleitermaterialien, Glas und Keramik.

Wie motiviert Sie die tägliche Auseinandersetzung mit Glas? Wird das nicht langweilig?

Mich motiviert zuerst mein tolles, internationales Team, das wir jüngst um fünf Kollegen in unserem neuen chinesischen R&D-Center erweitert haben. Und natürlich fasziniert mich Glas mit seiner Variabilität und Komplexität – diese zu durchdringen und Eigenschaften maßzuschneidern für Anwendungen in nahezu allen Lebensbereichen. Das Potenzial dieses Werkstoffs ist nahezu unerschöpflich – da wird es für uns nie langweilig!

Was erzählen Sie, wenn Sie nach SCHOTT und Ihrem Beruf gefragt werden?

Ich beginne mit CERAN® Glaskeramik-Kochflächen, die kennt fast jeder, und erkläre dann, dass die meisten Produkte, die wir entwickeln, für den Nutzer gar nicht offensichtlich sind, zum Beispiel in Airbagzündern, die Leben retten, oder auch in Smartphones.Oder dass wir mit unserem Know-how Pharmaverpackungen wie zum Beispiel Spritzen oder Ampullen stabiler machen und für den Einsatz in der individuellen Krebstherapie optimieren. Wenn die Rolle, die Glas dabei spielt, verständlich wird, begeistert das die allermeisten. Es wird klar, dass SCHOTT als „Hidden Champion" mit Glasentwicklung viele technische Innovationen ermöglicht.

Hochmoderner Laser prüft strukturierten SCHOTT Glaswafer

Wie verstehen Sie Ihre Rolle als Forschungschef?

Otto Schott war vor über 130 Jahren erster Forschungsleiter; es folgten in unserer Unternehmenshistorie weitere herausragende Glaspioniere. Für mich ist es Verantwortung und Ehre, in dieser Tradition zu stehen und die Glas geschichte, die für das 20. Jahrhundert prägend war, fortzuschreiben und voranzutreiben.

Was wollen Sie erreichen?

Zusammen mit meinem Team möchte ich die technologischen Grenzen des Glases weiter verschieben und mit unserer Kreativität und profundem Wissen durch herausragende SCHOTT Produkte weitere Meilensteine setzen. Dazu füllen und erweitern wir ständig unseren „Werkzeugkasten" wie etwa mit Hilfe von „Material Informatics" – dem datenbasierten Design von neuen Materialien – oder durch den gezielten Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Optimierung von Wannentechnologien und nachgelagerten Prozessen. Wir arbeiten an vorderster Front der Lasertechnologien. Wir schauen auch über den „gläsernen" Tellerrand hinaus und evaluieren sogenannte „Adjacencies": „Angrenzende" Materialien und Technologien können unser Portfolio perfekt ergänzen. Und heute wichtiger denn je, wollen wir die Produktion von Glas klimaneutral machen – eine große Herausforderung! Dort wo wir selbst nicht stark sind, setzen wir auf externe Partner. Vom weiteren Ausbau von Multidisziplinarität, Internationalität, Diversität und Netzwerken werden wir künftig stark profitieren.

Dr. Matthias Müller, Executive Vice President R&D bei SCHOTT
Das Potenzial des Werkstoffs ist nahezu unerschöpflich. Für uns wird es nie langweilig.

Welchen Herausforderungen müssen sich Glas und seine Produktion stellen?

Mit zunehmender Globalisierung verschieben sich Märkte vor allem nach Asien, wo wir große Chancen sehen, mit Glas weiterzuwachsen, wo aber auch neue Konkurrenz wächst. Die Verfügbarkeit und Knappheit von Rohstoffen wie Lithium ist ebenso Thema. Und Digitalisierung wird unser Leben weiterhin stark verändern – im Privaten wie auch im Beruflichen. Das erfordert neue Kompetenzen, eröffnet aber auch Chancen: Jede Software braucht Hardware, und damit auch leistungsfähige Materialien wie Glas. Das gilt übrigens auch für moderne Energie- und Mobilitätskonzepte. Und wie erwähnt, sehen wir eine riesige Herausforderung aufgrund der energieintensiven Produktion von Glas. Wir wollen die Verantwortung dafür übernehmen, dass diese vor dem Hintergrund des Klimawandels in der nächsten Dekade klimaneutral wird. Und ich bin dabei, wenn es darum geht, dass SCHOTT als erster Produzent in der Spezialglasindustrie weltweit C02-neutral wird.

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