Natürlich Energie gewinnen
Andreas Greiner ist Absolvent des Instituts für Raumexperimente der Universität der Künste in Berlin und Meisterschüler des dort lehrenden Prof. Olafur Eliasson. Nach dem Studium der Medizin und Bildhauerei liegt sein Fokus auf zeitbasierten, lebendigen und digitalen Skulpturen. Zu seiner Praxis gehört es, sich mit möglichen Erweiterungen von klassischen Parametern in der Bildhauerei auseinanderzusetzen. Inhaltlich konzentriert er sich auf die zunehmende Auflösung klassischer Dichotomien von Natur, Technik und Kultur sowie die damit verbundenen anthropogenen Eingriffe in Natur und Evolution.
Schon während seines Studiums der Kunst und Medizin trieben Andreas Greiner die Dichotomien von Natur, Technik und Kultur um. Früh zeichnete sich ab, dass diese auch die Weichen seiner bildenden Kunst stellen sollten – bis heute, wie sein aktuellstes Werk zeigt.
Spiralförmiger Photobioreaktor aus Glasröhren
Greiner inszeniert in seinen Arbeiten Transformationsprozesse der Natur, aus welchen sich auf natürliche Weise Energie gewinnen lässt. Im Zentrum seiner Rauminstallation steht ein spiralförmiger Photobioreaktor aus Glasröhren. Die darin wachsenden biolumineszenten Tiefseealgen „Pyrocystis fusiformis“ lassen die Installation zur Erfahrung werden. Denn durch das Tageslicht binden die Algen CO2 und geben durch ihr Leuchten bei Dunkelheit Energie in Form von Licht wieder ab. Angetrieben wird der Prozess von einem mechanischen Impuls aufsteigender Luftblasen. Seit Jahren perfektioniert der Künstler und Wissenschaftler die Kultivierung des besonderen Algenstamms. Ein Glasreaktor, der das notwendige Licht zum Wachstum durchlässt, gleichzeitig aber keine schädlichen Stoffe an das Wasser abgibt, schien für ihn die einzige Möglichkeit, sein Projekt zu realisiert. Da DURAN® Glasröhren sich genau durch diese Eigenschaften auszeichnen und bereits in großen industriellen Algenzuchtanlagen zum Einsatz kommen, wandte sich Greiner an SCHOTT.
Im Gegensatz zur industriellen Energiegewinnung aus Algen ist sein Diskurs um die Kultivierung von „Pyrocystis fusiformis“ allerdings symbolischer Natur. Denn er will natürlichen Phänomene und lebende Prozesse als skulpturale Erfahrung in einen Diskurs über das Verhältnis und die Wechselwirkung von Mensch und Umwelt bringen. In seiner künstlerischen Auseinandersetzung mit diesem Thema spielen Algen seit langem eine Rolle. Neben einer Portraitreihe präsentierte er bereits eine musikalische Komposition mit Tiefseealgen und entwickelte einen Testreaktor zur Zucht der biolumineszenten Algen.
07. Juni 2018